Ab der Saison 2016 gilt in der Schweiz ein einfacheres Handicap-System: Für höhere Handicaps (ab 18,5 und damit für rund 80 Prozent aller Golfer) geht es nach Turnieren nur noch runter und nicht mehr hinauf. Für diese Spieler entfällt auch der CBA. Gleichzeitig wird die Handicap-Obergrenze auf 54 angehoben und die Unterscheidung aktiv/inaktiv aufgehoben.
Der Europäische Golfverband (EGA) erlaubt es den nationalen Verbänden, über die generellen Vorschriften hinaus eigene, landesspezifische Anpassungen einzubringen. Daher haben alle unsere Nachbarn in einzelnen Punkten unterschiedliche, im Kern aber identische Lösungen. Die ASG hat, nach unzähligen Gesprächen mit Clubs, der ASGI sowie der Migros Golfparks, Pros und Managern, eine Lösung erarbeitet, die den unterschiedlichen Bedürfnissen und Erwartungen der Schweizer Golfer der vier Landesregionen entspricht.
Grundsätzlich geht es darum, mit einem einfacheren und flexibleren System mehr Menschen zum Golfsport zu bringen, gleichzeitig sollen die heutigen Golfer behalten und zum häufigeren Spiel animiert werden. Dank der neuen Obergrenze werden künftig auch Neugolfer die Möglichkeit haben, ihre golferische Entwicklung zu verfolgen“, erläutert Reto Bieler, ASG Vorstand und Präsident der Kommission Course Rating & Handicapping, die Idee hinter den Anpassungen.
Das Handicap reflektiert das Potential
Die Handicap-Kategorien widerspiegeln unterschiedliche Resultatprofile. Wie oft ein Spieler sein Handicap oder besser spielt, ist von Kategorie zu Kategorie verschieden. So spielt oder unterspielt ein Spieler der 1. Kategorie (plus – 4,4) in etwa 35 Prozent der Runden sein Handicap, das heisst seine Resultate streuen um den Durchschnitt nur gering. Ein Spieler der Kategorie 4 (18,5 – 26,4) spielt oder unterspielt etwa in jeder zehnten Runde sein Handicap. Seine Resultate streuen dabei viel stärker um den Durchschnitt. Aus diesem Grund berücksichtigt das System bei der Handicap-Festlegung auch nicht den Durchschnitt, sondern das tiefere Potenzial. Dies ist ein fundamentales Element, welches Chancengleichheit für alle Spieler ermöglicht.
Unten präzis – oben grosszügig
Eine genaue, tagesaktuelle Anpassung für einen Spieler mit einem tiefen Handicap ist sinnvoll und wünschenswert. Für einen Spieler mit einem Handicap von 18,5 und höher täuscht dies eine Genauigkeit vor, die nicht seiner Streuung entspricht und daher nicht nötig ist“, erklärt Bieler. Aus diesem Grund erfolgt zukünftig eine allfällige Anpassung des Handicaps nach oben für die Kategorie 4 – 5 nur noch einmal jährlich oder auf begründetem Wunsch des Spielers. Ebenso entfällt für diese Spieler das CBA. Das Handicap wird allenfalls durch den jährlichen «Handicap Review» nach oben angepasst oder auf Wunsch des Spielers während der laufenden Saison («General Play»). „Somit soll wieder mehr Freude und Spass am Spiel zurückkehren“, hoffen sich die Verantwortlichen bei der ASG.
Für die Spieler der Kategorie 1 – 3 (plus – 18,4) bleibt das CBA und die Buffer Zonen bestehen. Der Algorithmus wird aber verfeinert und die Korrekturen -3 und -4 entfallen.
Handicapping ist keine exakte Wissenschaft
Das Handicap ist eine statistische Annäherung an die Spielstärke. Basiert es auf vielen aktuellen Resultaten, reflektiert es das Spielpotenzial eines Spielers besser, als eine Bewertung, welche sich auf einige wenige oder veraltete Daten abstützt. Daher ist es wünschenswert, möglichst viele Turnierresultate oder EDS-Karten abzugeben.
Für die periodische Überprüfung des Handicaps stehen zwei Instrumente zur Verfügung: Der «Handicap Review» und das «General Play». Ersteres erlaubt es dem Handicap-Komitee, mindestens einmal im Jahr einen Review der Handicaps vorzunehmen und diese gegebenenfalls zu korrigieren. Da für Spieler der Kategorie 4 und 5 in Zukunft auf die tagesgenaue Anpassung nach oben verzichtet wird, gewinnt der „Handicap Review“ für diese Golfer stark an Bedeutung. Für diese Spieler kann ein Review in Zukunft auf Wunsch auch während der Saison stattfinden. Die Anpassung findet nicht mehr auf Knopfdruck statt: Der Computer gibt zwar eine Empfehlung ab, den Entscheid trifft aber das lokale Handicap-Komitee. Das «General Play» ermöglicht dem Handicap-Komitee, bei speziellen Gegebenheiten, eine individuelle Anpassung während der laufenden Saison. „Diese Möglichkeit gab es bis heute schon, wurde bisher aber eher selten angewendet“, erläutert Bieler.
Neue Handicap-Kategorie
Ab der kommenden Saison wird eine neue Handicap-Kategorie eingeführt und das maximale Handicap auf 54 erhöht. Somit haben auch Anfänger die Möglichkeit, ihre golferische Entwicklung von Beginn weg zu verfolgen. Auch das Erlangen des ersten Handicaps wird vereinfacht: Es genügt ein Turnier- oder EDS-Resultat über 18 Loch oder zwei über 9 Löcher. In dieser Kategorie werden die Handicaps in ganzen Schlägen heruntergespielt. PR-Spieler, die eine ASG-Lizenzkarte haben, starten mit einem Handicap von 54 in die Saison 2016. Es ist dem jeweiligen Club überlassen, für Turniere Handicap-Beschränkungen einzuführen.
Das Ziel: Faire Chancen im Spiel.
Das Hauptziel eines jeden Handicap-Systems muss es sein, dass unterschiedlich starke Spieler eine faire Chance haben, gegeneinander zu spielen und dass die Resultate untereinander vergleichbar sind. Wir hoffen einerseits, dieses Ziel mit den vorgenommenen Änderungen noch besser zu erreichen und andererseits, dass die Freude und der Spass am Golfen vergrössert wird“, fasst Bieler zusammen.
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